Grüße aus dem Solidarioladen

Als Marcels Mutter am späten Abend nach der Arbeit ihrem Sohn Gute Nacht sagen wollte, fand sie ihn nicht im Bett, sondern auf dem Fußboden davor. Er schlief noch nicht. Erschrocken fragte die Mutter warum er neben dem Bett auf dem blanken Fußboden liege. Mit 12 Jahren aus dem Bett zu fallen sei ja ungewöhnlich. Er war hellwach und erklärte ihr, dass er einen Fernsehfilm über die Kinder in Indien und Afrika gesehen habe, denen es so schlecht geht, dass sie am Tage arbeiten müssen und nicht in die Schule gehen können. Und in der Nacht müssen sie auf dem Fußboden schlafen, weil die Eltern kein Geld haben, ein Bett zu kaufen und Hunger leiden sie auch. Deshalb will er ab sofort aus Mitleid auch auf dem Fußboden schlafen. Tief gerührt nahm ihn seine Mutter in die Arme und versuchte ihm so gut sie konnte die Ursachen für die Ungleichheit unserer Welt zu erklären. Kinder in ihrer unverbildeten Art, haben ein klares Gerechtigkeitsempfinden und sind uns Erwachsenen weit voraus. Erst unser Konkurrenzdenken, Gier nach Macht und Besitz, verändert sie. Doch es geht auch anders. Hier kam die Mutter mit dem Sohn in unseren „Solidario“ und zeigte ihm, dass es Menschen gibt, die dagegen etwas tun. Die Produkte aus den sogen. armen Ländern verkaufen, um z. B. diesen Kindern die kein Bett haben, zu helfen. Und sie zeigte ihm aus Peru die Panflöten, Rhythmuskugeln aus Bambus, Fingerpüppchen aus Wollresten oder die lustigen Stofftiere aus Afrika. Freundschaftsbänder, Patchworkrucksäcke und Spielsachen aus Indien.

Zufrieden mit einem bunten Papagei aus Pappmaschee, gefertigt in Simbabwe von Frauen einer Kooperative und der Gewissheit, dass das Geld dafür aus seiner Sparbüchse armen Menschen dort zu Gute kommt, beruhigte ihn und er verließ glücklich den Laden. Es war auch für uns, für mich sehr schön zu erleben, wie Kinder reagieren. Und das ist gewiss kein Einzelfall. Das lässt auf eine friedvollere und menschlichere Zukunft hoffen. Und Kinder, das wird so oft in Veröffentlichungen oder Reden betont, sind unsere Zukunft. Stimmt die Symbiose zwischen Erwachsenen und Kindern, kann und wird es die auch geben. Vor uns stehen jetzt nach einem schönen Sommer, wieder alle Gedenkund Feiertage des letzten Jahresdrittels. Eingeleitet durch das Erntedankfest, an dem wir nicht nur für die Ernte auf den Feldern, sondern damit verbunden auch für Essen und Trinken, Dank sagen. Aber nicht zuletzt auch danken für viel Gutes, das wir selbst erfahren durften oder anderen geschenkt haben. Das wir in ein soziales Miteinander eingebunden sein können. Genießen Sie diese letzten warmen Tage des Jahres, denn die ersten Blüten der Herbstastern sind Vorboten der Zeitumstellung auf den Winter. Freuen Sie sich auf die vor uns liegenden Feste und bleiben Sie uns und dem „Solidario“ treu, der wie immer mit einem breiten Angebot auf sie wartet.

Alles Gute und liebe Grüße aus dem Eine-Welt-Laden.

Lotti Adler Für das Team des „Solidario“

EINE-WELT-LADEN "SOLIDARIO"Ein Projekt der Ev. Kirchengemeinde Groß Schönebeck

Seit Januar 2011 gibt es in Groß Schönebeck den EINE – WELT – LADEN "SOLIDARIO" mit fair gehandelten Waren. Seit vielen Jahren existieren in verschiedenen Städten Deutschlands EINE-WELT-LÄDEN. Kirchengemeinden haben diese Aktivitäten sehr unterstützt, weil sie ein wichtiger Beitrag sind, mehr Gerechtigkeit in unserer globalisierten Welt zu schaffen. In dörflichen Regionen - speziell in Nordost-Deutschland - gibt es solche Läden (noch) nicht.
Warum haben wir uns für diesen Laden in Groß Schönebeck entschieden? Wir wollen als Christen einen praktischen Beitrag leisten, dass Hunger und Elend auf der Welt gemindert werden.Wir möchten, dass Bauern und Handwerker für ihre Waren faire Preise erhalten und dass sich ihre Arbeitsbedingungen verbessern, sowie ihre Kinder z.B.eine Schulbildung erhalten.
Der Satz von Anton Rotzetter „Lass mich ein Herz haben für Bedürftige und tun, was in meinen Kräften steht“ begleitet uns bei unserer ehrenamtlichen Arbeit. Für uns als Konsumenten gibt er den Hinweis, dass unsere Art einzukaufen in unserer Welt mehr verändern kann, als wir vielleicht denken.
Inzwischen ist unser "Kirchenlädchen" auch ein Treffpunkt geworden, um miteinander über das alltägliche Leben, über Gott und die Welt ins Gespräch zu kommen. Schließt eine der Solidario-Frauen den Laden freitags auf, ist sie dort nicht lange allein. Man kommt, um guten Kaffee, Tee, Wein oder Schokolade zu kaufen, ein Spielzeug für das Enkelkind, ein schönes Tuch, Schmuck oder einen Korb für die Freundin. Dieser besondere Laden belebt das Dorf und gibt Anlaß, über manche Lebensfrage laut miteinander nachzudenken.